Ernährungsbericht 2022
Weltweiter Hunger – und wie ihn Sufosec bekämpfen will
2022 veröffentlichte die Allianz ihren ersten Ernährungsbericht. Er beschreibt die weltweiten Hungerproblematik und deren Kontext; und er zeigt auf, wie die Allianz-Organisationen die Ernährungssicherheit verbessern wollen. Der Bericht enthält eine Basiserhebung der Situation zu Programmbeginn und eine wissenschaftliche Einordnung hierzu.
Nachfolgend lesen Sie die Zusammenfassung und finden Links zum vollständigen Bericht.
Schockierende Zahlen – Hunger steigt massiv
Bis zu 828 Millionen Menschen sind von Hunger betroffen, ein Anstieg um
etwa 150 Millionen zwischen 2019 und 2021. Bis 2015 war der Anteil der
Mangelernährten und Hungernden stetig leicht gesunken. Seither aber steigt
deren Zahl wieder an und erreicht heute zehn Prozent der Weltbevölkerung!
Diese neuesten Zahlen zur Welternährungslage der FAO unterstreichen die
Ergebnisse der Sufosec-Analyse in diesem Bericht: Eine Umfrage von 2021
in 16 Ländern bei 14’000 Haushalten, die an dem Sufosec-Programm teilnehmen,
ergab schockierende Ergebnisse: Zu Projektbeginn war jeder vierte
Haushalt durchschnittlich von Hunger betroffen, und zwei von drei Haushalten
hatten nur eingeschränkten Zugang zu Nahrung. Ausgehend von diesen
Daten engagiert sich Sufosec in den Projektgebieten.
Frauen trifft es härter – Mangelernährung
wird immer weiblicher
Frauen ernähren sich häufig zuletzt und oftmals von dem, was nach der Ernährung
von Kindern und Ehemännern noch übrig ist. Diese Tatsache sehen
wir in allen Projektenregionen von Sufosec. Krisen verstärken die Ungleichheit
zuungunsten der Schwächeren. Während der COVID-Krise öffnete sich
die Schere zwischen Frauen und Männern weiter, so dass heute zehn Prozent
mehr Frauen als Männer von Mangelernährung betroffen sind.
Frauen, Männer, Betagte und Kinder müssen sich unterschiedlich ernähren,
um gesund zu bleiben. In einem Ernährungssystem, das immer uniformer
wird, stehen aber hauptsächlich die Bedürfnisse erwachsener, zahlkräftiger
Männer im Vordergrund. Eine Folge davon ist, dass seit 2012 weltweit fast jede
dritte Frau im Alter zwischen 15 und 49 Jahren von Blutarmut betroffen ist:
Das sind 571 Millionen Frauen – ohne irgendeinen Fortschritt seit zehn Jahren!
Blutarmut ist bei einem hohen Prozentsatz der Frauen eine Folge von einseitiger
und mangelhafter Ernährung. Auch dieser Herausforderung stellt sich
Sufosec.
Die Motoren für die Fehlentwicklung
– Klima, Krisen, falsche Prioritäten
Die COVID-Pandemie und der Ukrainekrieg sind die aktuellen Brandbeschleuniger,
welche den Trend zu immer mehr Hunger dramatisch verschlimmert
haben. Grundlegend für Hunger und Mangelernährung ist aber seit Jahren die Nahrungsmittelspekulation, die immer wieder zu Preisexplosionen
führt. Hinzu treten die lang- und mittelfristigen Prozesse wie die
Klimakrise und der Verlust der Artenvielfalt. Zudem: Wo Ackerbauflächen zugunsten
einer exportorientierten, ressourcenverschleudernden Fleisch- und
Milchproduktion oder, schlimmer, für den Anbau von pflanzlichen Treibstoffen
genutzt werden, fehlen Flächen für den Nahrungsmittelanbau.
Nur wenn wir diese Herausforderungen integriert angehen, können wir den
Trend langfristig wieder umkehren und das nachhaltige Entwicklungsziel «Zero
hunger» bis 2030 erreichen. Sufosec beteiligt sich aktiv an diesem Umsteuern.
Das Ziel «Zero hunger» muss erreicht werden
Diese Fehlorientierungen und die jüngsten Rückschläge zeigen, dass in Politik,
Wirtschaft und Zivilgesellschaft weiterhin grosse Anstrengungen zur erfolgreichen
Bekämpfung von Hunger unternommen werden müssen.
Nur zusammen werden Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Lösungen
entwickeln können, die den Hunger endlich zur Geschichte machen und das
Ziel «Zero hunger» erreichen. Bis 2015 wurden Fortschritte erzielt. Hunger
ist menschengemacht – das heisst auch, wir können ihn beenden.
Der Beitrag der Allianz Sufosec
– Lokale Ernährungssysteme und Agrarökologie
Die Allianz Sufosec ist auf einem gemeinsamen Weg, Lösungen für die
aktuellen Herausforderungen bei der Überwindung von Mangelernährung
und Hunger zu erarbeiten und umzusetzen. Unsere Erfahrungen als
NGOs aus der Entwicklungszusammenarbeit und wissenschaftliche Studien
zeigen, dass agrarökologische Methoden und die Förderung lokaler
Ernährungssysteme die erfolgversprechendsten Ansätze sind, Hunger und
Fehlernährung integriert zu bekämpfen.
Wir können uns keine Ansätze mehr leisten, die ein Ziel auf Kosten eines anderen
erreichen wollen. Ernährungssicherheit, Klimaschutz und der Erhalt
der Arten müssen gleichzeitig und integriert angegangen werden, wie dies
die Agrarökologie tut. Solche Ansätze sollte auch die Schweiz in den Mittelpunkt
ihrer Entwicklungszusammenarbeit und Agrarpolitik stellen.
In den Sufosec-Projektgebieten waren rund 72 Prozent der Menschen mangelernährt
oder von Hunger betroffen.
Die Allianz hat sich bis Ende 2024 zum Ziel gesetzt, nachhaltig eine ausreichende
und gesunde Ernährung zu ermöglichen und so Mangelernährung und Hunger
um 20 Prozent zu reduzieren. An diesem Ziel lässt sich Sufosec messen!
Die ersten Ergebnisse stimmen zuversichtlich: Sufosec hat erreicht, dass
jährlich 52‘000 Familien erstmals agrarökologische Massnahmen anwenden
und so ihre Ernährungssituation nachhaltig verbessern konnten. Allein
dadurch sank das Risiko bis zu 16 Prozent, unter Mangelernährung zu leiden.
So konnten sich jährlich bis zu 8‘300 Familien ausreichend, nachhaltig
und gesund ernähren. Diese positiven Ergebnisse wird die Allianz Sufosec
intensivieren und verbreitern.
Allein durch Agrarökologie bis zu
16%
Rückgang von Mangelernährung und Hunger (plus 8‘300 Familien) in den Sufosec-Projekten
Laut Sufosec-Umfrage
291'000
Haushalte wenden
mindestens eine
agrarökologische
Anbaumethode an.
Jährlich kommen etwa 52‘000
weitere Haushalte hinzu.
Ziel bis 2024!
-20%
Hungernde und Mangelernährte
in den Sufosec-Projekten